Extraktivismus

Als Extraktivismus (von lat. ex-trahere „herausziehen“; ex-tractum „das Herausgezogene“) bezeichnet man Formen der Wirtschaft in der herrenlosen Natur, bei denen natürliche Ressourcen (etwa Bodenschätze, wildlebende Pflanzen oder Tiere) entnommen, genutzt und vermarktet werden.[1] Der Begriff leitet sich von den „extraktiven Wirtschaftsformen“ her. So werden bisweilen die subsistenzwirtschaftlich orientierten Unterhaltsstrategien traditioneller Jäger, Sammler und Fischer bezeichnet. Im Gegensatz dazu steht der Begriff Extraktivismus für die erwerbswirtschaftlich orientierten Formen aneignenden Wirtschaftens.

Extraktivismus gilt ursprünglich als nachhaltige Produktionsform in Drittweltländern.[2] Vor allem traditionell lebende indigene Völker bestreiten ihren Lebensunterhalt – ganz oder teilweise – auf diese Weise. Die Chimane in Bolivien etwa öffnen die Stämme toter Bäume, von denen sie wissen, dass darin Honig zu finden ist, um diesen zu ernten. Sie entnehmen einen kleinen Teil der Waben und verschließen anschließend das Loch wieder, womit sie den Fortbestand des Bienennestes sichern. Manche Nester werden auf diese Weise auch öfter zur Gewinnung von Honig aufgesucht.[3]

Häufig werden Pflanzenarten, die bislang nicht domestiziert werden können und daher nicht angebaut werden, auf diese Weise verwertet (z. B. Paranuss, Kautschuk in Südamerika, viele Speisepilze).

Zum Extraktivismus gehören jedoch auch sämtliche nicht nachhaltigen bis hin zu Raubbau treibenden Formen moderner aneignender Wirtschaftsformen, die auch als Neo-Extraktivismus bezeichnet werden.

  1. Ingo Rose, Lina-Sophie Al-Slaiman: Aktueller Begriff Extraktivismus, Deutscher Bundestag, Wissenschaftliche Dienste, PDF, abgerufen am 25. Juli 2023.
  2. Walter Hirschberg (Begründer), Wolfgang Müller (Redaktion): Wörterbuch der Völkerkunde. Neuausgabe, 2. Auflage, Reimer, Berlin 2005. S. 117–118.
  3. François-Xavier Pelletie: Wunderwelten: Bolivien - Die Bäume der Chimane-Indiane. TV-Dokumentation, Frankreich 2005. Erstausstrahlung auf ARTE am 1. Mai 2007, 13:05.

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